Montag, 28. März 2011
Deutliche Niederlagen...
...für die Linkspartei. Das Wahlvolk hat für die soziale Kälte gestimmt.
Das Mappus weg ist und die Schwäche der FDP sind die wenigen Lichtblicke.

Mehr gibt es zu dem ganzen Theater nichts zu sagen, es gibt Wichtigeres.

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Ich denke, dass siehst du zu grau.

Die Kräfteverhältnisse im Bundestag verlaufen immer stärker zu ungunsten der FDP, und damit ist schon was gewonnen.

Der Tigerentenclub in Berlin wird sich bis zu den nächsten Bundestagswahlen durchhangeln. Abtreten tun die nicht freiwillig!

Und du darfst nicht vergessen, dass im Ländle die Uhren anders ticken als in zB Bremen. Nicht CDU zu wählen ist für viele schon fast eine Straftat, der sichere Ruin etc. Aber anscheinend haben dort viele Leute das Angstgefasel von Mappus ("Ich oder der Kommunismus!") nicht mehr ernstgenommen. Und das ist schon mal was.

Wegen Kretschmann als Ministerpräsident übermorgen mit der Revolution zu rechnen und schon mal den Schampus kalt zu stellen ist aber zu gewagt.

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O.K., lassen wir das mal so stehen.
Ansonsten können wir nur Tee trinken und abwarten.

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Nachdem ich erfahren habe, dass eine Anverwandte von mir, die ich für stockenkonservativ halte, dieses Mal ein grünes Kreuzlein gemacht hat, weil sie den Kretschmann ja so gerne mag und Atomkraft jetzt für wirklich zu gefährlich hält und auserdem kann man ja niemanden wählen, der Wasserwerfer im Schlosspark einsetzt, halte ich alles für möglich.

Die CDU hat da unten ihre Stammwählerschaft verloren: schwäbische Hausfrauen, die samstags den Gehweg schrubben und immer drauf achten, dass die Mülltonne von der Strasse auch ja nicht zu sehen ist. Wenn sie nicht mal solche Erz-Wählerinnen noch gelockt bekommt, wer wählt die eigentlich noch?

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Gut, ich glaube das Unternehmertum stand treu zur CDU.
Man muß jetzt schauen, ob die schwäbische Hausfrau auch standhaft bleibt beim nächtsen Wahlgang.

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Das Unternehmertum überlegt ja auch schon, wie man Mercedes-Benz abbauen und evakuieren kann bevor die Grünen alle Autos lahmlegen und die Autobahnzufahrten im Ländle begrünen.

Mich erinnert diese Panik an 1998. Ich arbeitete in der "freien Wirtschaft", genauer: in einer Spedition. Das war so ein Laden wo der Abteilungsleiter DGB-Plakate des Betriebsrates runterriss und verknüllte und dann die türkische Putzfrau anherrscht, sie möge das gefälligst wegmachen.
Jedenfalls sassen am Dienstag nach der Wahl die Festangestellten (alles Kerle zwischen 30 und 60) in der Cafeteria und überboten sich mit Schreckensszenarien. "Jetzt, wodie Auto fahren verbeiten, da verlieren wir alle unserenJob" war der Konsens.

Vor der Wahl hatte der Abteilungsleiter fast jeden ins Büro wegen irgendetwas bestellt. Nachdem man irgendetwas unterschrieben hatte (irgendeine Mitteilung der Betriebsleitung zu irgendetwas völlig Banalem) fing er an zu plaudern- generell sei ja auch eine Festanstellung möglich, aber man wisse ja nicht, wie das weiterginge, vielleicht müssten auch Leute entlassen werden, im Falle eines Regierungswechsels müsste sich der Betrieb dann anpassen und niemand wisse, wie es mit der Wirtschaftslage weiterginge blablabla.
Kurz: wähl bloss nicht SPD oder Grün, sonst verlierst du deinen Job. Wenn hingegen Kohl weitermacht, dann stellen wir sich fest an.

Jedenfalls dröhnte einer der Herren irgendwann: "wenn ich hier Chef wäre, würde ichj eden einzelnen fragen, was er gewählt hat,und dann diese ganzen grünen Spinner entlassen!". Beifälliges Gebrummel.

Zwar war Schröder eine Polit-Diva und echt nicht das Gelbe vom Ei, aber wie sahen denn die Alternativen aus? Ein bisschen früher Merkel oder weiter Kohl. Noch übler.

Als Alternative zu Mappus ist Kretschmann allemal besser.

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Mir sind ähnliche Fälle bekannt, auch wenn es nicht immer so extrem ist.
Was mir bei so was immer sauer aufstößt, ist die mangelnde Zivilcourage.
Mir würde niemand vorschreiben was ich wähle, Job hin, Job her. Und ich bin auch in der „freien Wirtschaft“ angestellt.
Wenn Kretschmann es wirklich schafft (2 Heckenschützen in der SPD genügen und er wird doch nicht MP), stimme ich Dir zu:
Besser als Mappus ist er wohl allemal.

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Ich habe unter Garantie nicht nicht um einen mies bezahlten Aushilfs-Jobmit lausigen Arbeitszeiten zu behalten CDU gewählt :) Ich bin Historikerin, ich wollte nie ins Speditionsgewerbe!

Irgendwann kam mein Bruder an und erklärte mir, er würde FDP wählen. Ich schaute entsetzt. Sein Chef will das so, immerhin geht es ja um die Wirtschaft. Und wenn wir unsere Stellen behalten wollen, muss das wohlsein. Ich fragte ihn, woher sein Chef denn wissen wolle, was er gewählt hat. Antwort: man muss schon machen, was der Chef sagt.
Aber der macht ja auch den Umzug seines Juniorchefs am Samstag. Muss halt sein.

Besagter Abteilungsleiter wollte auch mal alle Gewerkschaftsmitglieder feuern. Die 3, die es gab :-)
Und hatte den Tick, dass die studentischen Aushilfen nachdem sie Feierabend gemacht hatten (so zwischen 22Uhr und Mitternacht) um 3 wiederkommen. Als er dann irgendwann mal auf Granit biss bei meinen lieben Kollegen sagte er den schönen Satz "Wir haben schon Mitte und Wege, Sie zu zwingen".

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Ich will mich nicht in Deine Familiemangelegenheiten einmischen. Aber man stellt sich schon die Frage: Was wiegt schwerer: Die eigene Würde oder falsch verstandene Loyalität zum Chef bzw. der Job? Für mich steht die Würde an erster Stelle.
Aber ich will Deinen Bruder nicht kritisieren. Es steht mir nicht zu, einem mir nicht bekannten Menschen, irgendwas vorzuwerfen.

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Es ist immer schwer, in andere hereinzuschauen. Auch wenn man verwandt ist. Aber ich denke,das Problem liegt zumindest tw dadrin, dass er in einer Realität lebt, in der man dankbar sein muss,einen Job zu haben und keine Forderungen stellen darf,weil man sonst gefeuert wird.

das klingt seltsam.

Aber in vielen Handwerksbetrieben ist noch nicht mal der Aufgeklärte Absolutismus eingezogen.
Der Boss ist der Boss, und wenn er will, dass du Heiligabend sein Auto wäscht, dann machst du das.

Der DGB hat viele Macken, aber er ist um Welten besser als das, was in vielen kleinen Betrieben läuft. Solidarität unter Kollegen ist da oft Fehlanzeige. Es herscht das Bewusstsein, dass wer aufmuckt selbst schuld ist wenn er gefeuert wird.

Die Leute da haben öfter das Gefühl, dass sie dankbar sein müssten für ihren Job und alles tun, ihn zu behalten. Unbezahlte Überstunden sind selbstverständlich. Der Hinweis auf die Rechte von Arbeitnehmern (blöder Ausdruck, aber ist nunmal so eingebürgert) wird oft beanwortet mit "du mußt noch lernen, wie das in der richtigen Welt zugeht" bzw Spott über Akademiker und deren Weltfremdheit. Plus ein gutes Maß an Überlegenheitsgefühl gegenüber "Weicheiern", die nicht durchhalten und Nichtstuern.
Die gehen auch krank zur Arbeit.

Es ist einfacher IN jeden Malocher einen Aufseher zustellen als HINTER ihn. Und es ist gelungen.

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Sind solche Mitarbeiter auch bereit, die Prügelstrafe zu akzeptieren? Die "Hauptsache-Job-Mentalität" ist nicht nur würdelos, sondern auch unverantwortlich. Wie du schon schreibst: Solidarisierung ist Fehlanzeige. Und da kommt dann der Punkt an dem man sagen muß: Die Arbeitnehmer sind auch in einem gewissen Maße selbst schuld.
Denn die "richtige Welt" wird auch von ihnen gestaltet.

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Sind solche Mitarbeiter auch bereit, die Prügelstrafe zu akzeptieren?

Da man gelegentlich schon mal 'ne Zange nach ihnen werfen kann...wahrscheinlich eher ja.

Und solche Arbeitnehmer sind selber schuld.

Mein Englische-Literatur-Dozent erklärte uns mal, wie ein ordentlicher Streik abzulaufen hat: Eingänge vermauern, Streikposten aufstellen und wer den Streik bricht wird verprügelt. SO streiken englische Bergarbeiter, das hier in Deutschland wäre doch lachhaft, das könne man nicht ernstnehmen. Effektive Streiks müssten weh tun.

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Zitat: Effektive Streiks müssten weh tun. Zitatende

Ja, genau so ist es.

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